Die meisten Hunde, die von ihren Besitzern abgegeben werden, haben angeblich eine „Verhaltensstörung“.

In 25 Jahren praktischer Arbeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass „Kommunikationsproblem“ das weitaus bessere Wort ist. Der Hund weiß nicht, was man von ihm will und der Mensch versteht nicht, dass der Hund ihn nicht versteht und denkt nun, der tut all das nur, um ihn – den Besitzer – zu ärgern oder will nicht hören oder ist schlicht zu blöd zu kapieren, was man von ihm verlangt.

Meine Aufgabe ist es seit vielen Jahren, Hund und Mensch wieder auf einen Weg zu bringen, damit beide Seiten sich entsprechend wohl fühlen können.

Dazu gilt es, zunächst ein paar wesentliche Dinge ins Blickfeld zu rücken, die in der Auseinandersetzung immer wieder untergehen.

Ganz oben auf der Liste steht: Der Hund ist ein Rudeltier!

Es gibt ja inzwischen einige Abhandlungen zu diesem Thema, insbesondere in der Frage, ob der Hund uns als Rudelmitglieder sieht, oder nicht. „Nein, tut er nicht, weil er ganz genau weiß, dass wir keine Hunde sind!“ lautet eine Meinung.

Mit dieser Aussage bestätigen wir dem Hund, schlauer zu sein als die Menschen… Scheinbar haben die Vertreter dieser Meinung noch nie auf einem Hundeplatz Menschen unterrichtet.

„Was hab ich Dir gesagt???“, „Hör auf, den Lumpi immer anzubellen, der tut Dir doch gar nichts!“, „Komm schön her, dann bekommst Du einen Keks!“ , „Nein, Du sollst nicht sitzen, Du sollst Dich hinlegen!“

Wenn ich nicht wüßte, dass diese Leute ihren Hund meinen, könnte ich denken, sie sprächen zu einem Kind, oder? Sie kommunizieren mit einem Hund wie mit anderen Menschen, obwohl sie genau wissen, dass der Hund kein Mensch ist!

Sie sprechen mit Kühen, sie sprechen mit Pferden, sie sprechen mit Kanarienvögeln – weil es die einzige Form der Kommunikation ist, die sie kennen!

Wenn der Mensch das aber schon nicht hinbekommt, wie soll dann der Hund es besser machen? Ist er intelligenter?

Ich hoffe mal nicht, also bleibt unserem Hund nichts anderes übrig, als mit uns so zu kommunizieren, wie mit einem anderen Hund.

Und um es einmal ganz deutlich zu machen: Würden Sie sagen, Ihr Hund gehört zur Familie? Na? Ganz ehrlich?

Also warum sollte der Hund, wenn es denn richtig gut läuft mit seinen Menschen, Sie nicht zu seinem Rudel zählen?

Und wie es nun einmal in einer funktionierenden Familie so ist, hat jeder so seine Funktion innerhalb dieser sozialen Gemeinschaft. Klare Regeln erleichtern das Zusammenleben, Aufgabenverteilung vereinfacht Abläufe und es muss einen geben, der das Handeln der Gruppe verantwortet. Da er diese Verantwortung hat, darf er den anderen auch den Weg ein wenig vorgeben, für den er den Kopf hinhalten muss. (Wenn der Vater 3.000,- € verdient, sollte er tunlichst verhindern, dass seine Tochter sich für 2.500,- € monatlich Klamotten kauft! 🙂 )

Dafür gibt er aber seiner Truppe das, was jedes Lebewesen am allermeisten braucht: Sicherheit!

Um Sicherheit zu geben, muss man selber stark sein. Stark sein heißt aber auf keinen Fall gewalttätig zu sein. Ich würde sagen, ich bin stark, wenn ich all die Dinge, die für die Gruppe wichtig sind, beherrsche und kontrollieren kann. Wenn ich alles, was getan werden muß, noch ein bißchen besser kann, als alle anderen. Man kann sich auf mich verlassen! Ich brauche keine Gewalt gegenüber den anderen, ich verdiene mir ihren Respekt, anstatt Angst zu verbreiten…

So sieht ein Hund sein Rudel und seinen Rudelführer. Daher ist es ganz einfach, einen Hund zu führen – man muß nur ein besserer Hund sein, als der selber…

Wir sollten zu diesem Zweck verstehen, dass unser Hund unsere Sprache nicht versteht. Wir können ihm 1000mal erzählen, was wir von ihm wollen, er wird es nicht begreifen! Da er aben eber nicht intelligenter ist als Sie, kann er Ihre Sprache auch nicht wirklich erlernen, weil in seiner Welt eine erklärende Sprache nicht vorkommt…

Also ist es besser, Sie lernen die seine! Das Ausdrucksverhalten des Hundes ist zwar recht umfangreich, aber durchaus zu verstehen. Wir bieten hier immer mal wieder Seminare zu diesem Thema an.

Wenn Sie die Kommunikation mit ihrem Hund herstellen, dann ist die erste Hürde genommen. Vermitteln Sie ihm „ich bin stark, Du kannst mir vertrauen, weil ich mit Dir (Euch) den Weg gehen werde, der für uns alle der Beste ist, Du kannst mir Dein Leben anvertrauen, weil ich Dich schützen werde und kann!“ , und Ihre Beziehung ist bereit, sich der „Verhaltensstörung“ zu stellen – wenn sie sich nicht durch das neue Verhältnis bereits erledigt hat.

Um nun erlernte Störungen beseitigen zu können, müssen wir uns mit dem Lernen an sich beschäftigen. Das wollen wir in eienem der nächsten Beiträge in Angriff nehmen.

Wenn Sie Probleme mit Ihrem Hund haben, können Sie uns natürlich auch jederzeit kontaktieren, gerne stehen wir Ihnen bei der Lösung zur Seite!

Ich habe auch auf dieser Seite wieder „gestohlene Bilder“ verwendet, sie alle verweisen mit einem Link auf ihre Ursprungsseite. Sollte der Urheber eines Bildes damit nicht einverstanden sein, bitte melden, ich entferne es dann sofort…

Kategorien: Tierschutz

2 Kommentare

Olaf · 24. Mai 2020 um 7:48 pm

Toll und so einfühlsam geschrieben 👍 Klasse… Bei uns hat das ja bei allen Hunden viel gebracht, nach diesem Ansatz zu arbeiten/leben!
Übrigens ist es bei Verhsltensproblemen bei Menschen gar nicht so viel anders 😉 Ich bin gespsnnt auf die Fortsetzung!

…mein Hund hat gebissen! – De Hun'nenhoff · 27. Mai 2020 um 9:37 am

[…] genau so zu handeln. Dann muss man nicht den Hund, sondern den Besitzer „therapieren“ (siehe „Verhaltenstherapie“), die Beziehung zwischen Hund und Halter […]

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