Vom Veterinäramt eingezogen, weil er gefährlich ist und seine Besitzer nicht in der Lage waren, die Auflagen zu erfüllen…

Ein Hund aus einer Kör- und Leistungszucht, der in die die Hände unfähiger Hundeführer verkauft wurde. Ich frage mich, wer hier den größeren Fehler gemacht hat – Verkäufer oder Käufer….
Nachdem Karo im Januar 2020 einen anderen Hund angegriffen und verletzt hatte, wurde er vom Veterinäramt als gefährlich eingestuft. Den nun fälligen Wesenstest würde Karo nie bestehen, also suchte die Besitzerin sich Hilfe. Weil er sich keinen Maulkorb anlegen ließ, wurde er von einer „Kollegin“ mit der Leine durch einen Doppelstabmattenzaun gezogen und so über eine Stunde fixiert (wobei es ihr noch immer nicht gelang, einen Maulkorb aufzustreifen…!) Dabei erlebte Karo ein erhebliches Trauma.
Das erleben völliger Hilflosigkeit ist traumatisch!
Entweder gibt der Hund sich völlig auf oder er wird zukünftig bei jeder Situation, die an das Erlebte erinnert, sofort in den Verteidigungsmodus gehen. Wenn man nun die Herkunft von Karo berdenkt, ist wohl klar, wie er diese Sache angeht…
Nach fünf Tagen Aufenthalt wurde Karo der Besitzerin von der Trainerin zurückgegeben, mit Verletzungen am ganzen Körper und vor allem tiefen Wunden in der Seele.
Sie müsse sich jemand anderes suchen, der Hund sei nichts für dieses Training. So kam sie zu uns…

Bei Freunden – einer erfahrenen Schäferhundzüchterin und ihrem Mann, der mit Schäferhunden im Sport arbeitet – sollte Karo auf den Wesenstest vorbereitet werden. Alles lief bestens, bis die Freundin eines Tages nur die Leine und das Halsband vom Tisch in die Hand nahm. Karo, der bis zu diesem Zeitpunkt ausgelassen auf dem Rasen herumgetobt hatte, rastete plötzlich aus und griff sie ohne Vorwarnung an. Als ihr Mann ihr beistand und eingriff, wurde ihm von Karo ein Finger abgebissen…
Noch am selben Abend holte die Besitzerin ihn wieder ab. Nun sah das Veterinäramt eine zu große Gefährdung für die Umwelt, so lange Karo bei seiner Besitzerin lebte und zog ihn umgehend ein.
Da wir ihn aus Platzgründen nicht sofort übernehmen konnten, unterstützte uns das Tierheim Hodenhagen und nahm Karo für die nächtse Zeit auf und kümmerte sich liebevoll um ihn. Indessen bauten wir hier ein neues Hundehaus, das Karo-Haus, mit einem Hochsicherheitstrakt, in dem Karo zunächst einmal leben kann, ohne dass wir unsere Mitarbeiter gefährden müssen.
Es wird sicher eine lange Zeit vergehen, bis wir so viel Vertrauen bei Karo aufgebaut haben, dass beide Seiten unbefangen miteinander umgehen können, aber er ist drei Jahre alt, Zeit genug, um ihm zu zeigen, dass er bei uns nicht mit Gewalttätigkeiten rechnen muss…
Egal, was geschehen ist, wir haben ihn sehr gern, denn er ist ein fröhlicher und verspielter Hund, dem man durch fehlenden Sachverstand einerseits und brutaler Gewalt andererseits das Vertrauen zum Menschen geraubt hat.
Im Laufe der Zeit wurde unser Verhältnis immer besser und inzwischen lebt er mit einer Hütehündin zusammen in einem normalen Hundezimmer. Durch vorsichtige und langsame Gewöhnung haben wir ihm die Angst vor der Leine genommen und können heute problemlos mit ihm spazieren gehen. Beim An blick eines Maulkorbes zeigt er aber immer noch großes Meideverhalten, so dass wir ihm diesen immer noch ersparen.