Ein Bericht von Hilke Beyer und Holger Wenkemann

„Wenn jemand Mitgefühle entwickelt hat, kommen die Tiere. Sie spüren das und halten sich gern in unserer Nähe auf. Wie übrigens auch andere Menschen.“  S.H. der Dalai Lama.    

                            

Holger und Jampa

In diesem Bericht geht es auch um Jampa.  

                                                                                              

Jampa ist unser neues Familienmitglied, ein Hund. Um genau zu sein, ein Terrier! Und er ist taub. Hat ein Vestibular Syndrom, eine Schädigung des Innenohrs, (von hier aus wird die Stellung des Körpers im Raum geregelt) mit Schiefhaltung des Kopfes. Er kommt aus Zypern, wurde nie erzogen, lebte dann in Deutschland in einer Tierpension unter ca. 20 anderen Hunden.

Von hier aus, wurde mehrmals versucht ihn zu vermitteln. Offenbar hatte er unliebsame Erfahrungen mit Autos und Pferden gemacht. Er reagierte zu Anfang ganz extrem auf Scheinwerfer und Pferde. Bei Pferden reichte schon der Geruch derselben die den Weg zuvor entlang gingen. Alle Begegnungen sind begleitet von Ohren betäubendem Gekläffe. Man kann sich vorstellen wie eine Vermittlung nach z.B. Hamburg ausgegangen ist. Wieder die Erfahrung für den Hund, „Hier darf ich nicht bleiben“. Jampa reagiert natürlich nicht auf Ansprache. Sei die Stimme auch noch so lieb, er ist ja taub. Aber auf Handzeichen hat er gelernt zu reagieren. Man könnte ihn auch als launisch bezeichnen. Seine Stimmung wechselt von einem Moment zum anderen. Dann springt er auf und läuft hektisch hin und her, schaut zu Lichtpunkten an der Decke die von reflektierenden Metallgegenständen stammen oder zu Schatten an den Wänden.  Interessant ist auch auf das eigene Ego zu schauen. Natürlich hat es mich gefreut, wenn Jampa sich mir annähert und mir die Hände schleckt. Wie geknickt war ich anfangs, wenn er mir dann seine schlechte Laune präsentierte. Was für ein Lehrer!

Mein Mann hat das Bild von Jampa im Internet gesehen und sich in ihn verguckt. Zusammen mit dem Bericht und meiner Reaktion darauf, haben wir dann beschlossen ihn kennen zu lernen. Als er im April 2020 zu uns kam, sprang er sofort auf meinen Schoß. Er sieht wirklich sehr süß aus mit seinem weißen Fell und dem braunen Ring um das linke Auge. Wir hofften auf einen Gefährten für unsere Hündin Dana. Ebenfalls aus Zypern. Sie ist selbstbewusst, sanft, klug und sehr leise. Ein Sonnenschein.

„Feinde sind unsere besten Lehrer.“ S.H.  der Dalai Lama

 „Feinde“, ist hier nicht im herkömmlichen Sinne gemeint. Im buddhistischen Kontext bedeutet es die Entwicklung einer heilsamen Geisteshaltung und die Entwicklung von Mitgefühl und Geduld, um nur einiges zu nennen. Und tatsächlich ist es ja so, dass jemand mit dem wir uns überhaupt nicht verstanden haben, eine schwierige Person, unser bester Freund werden kann. Möge es uns mit Jampa so gelingen!

Mitgefühl hilft uns immer wieder diese sehr anstrengenden Situationen zu ertragen. Empfindungen bewusst zu machen, zu reflektieren. Das öffnet unser Herz. Wir lernen geduldiger zu sein. Damit unsere Nachbarn nicht zu sehr in ihrer Ruhe gestört werden, wir wohnen sehr ruhig auf dem Land, fährt mein Mann etwas abgelegen, in den Wald. 3x am Tag! Ich bewundere das sehr! Aber auch für mich gibt es eine besondere Herausforderung. Jampa ist nun nach ca. 9 Monaten sehr um seinen neuen Freund bemüht. Manchmal schirmt er ihn direkt vor mir ab mit einem sehr bösen Knurren. Durch Mitgefühl und Geduld kann ich es meistens schon schaffen mich nicht davon beeindrucken zu lassen. Und Hunde spüren sehr genau ob dies Gefühl echt ist, Was für ein Lehrer!

Was unterscheidet eigentlich Mitgefühl von Empathie und Mitleid? Es ist manchmal gar nicht so leicht dies auseinander zu halten.

Empathie heißt: ich fühle das, was andere fühlen. Einfühlungsvermögen. Was im übertragenen Sinne zu Erschöpfung führen kann. Habe aber nicht unbedingt das Bedürfnis mich zu kümmern.  Mitgefühl heißt: ich kümmere mich, sorge für andere. Nehme Anteil am Schmerz des anderen und bin in Verbindung ohne hineingezogen zu werden. Mitgefühl ist angeboren. Schon kleine Kinder zeigen Mitgefühl, wenn es darum geht das jemand leidet, versuchen sie zu helfen. Mitleid heißt: ich leide mit. Das hilft wirklich niemandem.

 Tenzin Gyatso; der 14. Dalai Lama. (Internetseite deutsch, Mitgefühl und menschliche Werte)

„Je mehr wir uns um das Glück anderer kümmern, desto größer wird unser eigenes Gespür für Wohlbefinden. Kultiviert man warmherzige Gefühle der Nähe für andere, kommt automatisch der eigene Geist zur Ruhe. So können wir sämtliche Ängste und Unsicherheiten besiegen und werden stark genug, alle Hindernisse zu überwinden. Das ist der wahre Schlüssel zum Erfolg im Leben.

Solange wir auf dieser Welt leben, werden wir immer wieder Problemen begegnen. Wenn wir dann die Hoffnung und den Mut verlieren, verringern wir unsere Fähigkeit mit Schwierigkeiten umzugehen. Wenn wir uns aber daran erinnern, dass nicht nur wir, sondern auch alle anderen Wesen Leid unterworfen sind, verstärkt diese realistischere Perspektive unsere Entschlossenheit und die Fähigkeit, mit Problemen fertig zu werden. Mit einer solchen Einstellung wird jedes neue Hindernis für uns zu einer wertvollen Gelegenheit, unseren Geist zu verbessern!

So können wir nach und nach mehr Mitgefühl entwickeln, das heißt, wirklich das Leiden der anderen als etwas Schmerzvolles empfinden und den Wunsch entwickeln sie davon zu befreien. Gleichzeitig erlangen wir dabei eine tiefere Gelassenheit und innere Stärke.

Hilke und Jampa

Wir wünschen uns Liebe.

Der Grund dafür das Liebe und Mitgefühl das höchste Glück hervorbringen liegt letztlich darin, dass uns diese Tugenden mehr bedeuten als alles andere. Der Wunsch nach Liebe ist in jeder menschlichen Existenz verwurzelt. Er entsteht, weil wir alle ganz grundlegend miteinander in Verbindung stehen und voneinander abhängig sind. Ein Mensch mag noch so große Fähigkeiten haben – ist er auf sich selbst gestellt, kann er nicht überleben. Wie stark und unabhängig man sich in besonders günstigen Zeiten auch fühlen mag, so ist man doch immer auf Unterstützung anderer angewiesen, wenn man krank, sehr jung oder sehr alt ist.“

Das gilt auch für domestizierte Tiere.

Das weitere Positive bei dieser Geschichte ist, dass mein Liebster eine Hundetrainer Ausbildung macht. Ich begrüße das außerordentlich. Das Training fängt bekanntlich mit dem Menschen an und außerdem kann man als Handwerker nicht ewig schwer arbeiten.

Wir haben uns entschlossen es zu schaffen, Jampa ein dauerhaftes Heim zu geben. Er hätte einfach keine Chance auf ein schönes Leben. Wir lernen durch unser Mitgefühl, uns selbst zu ändern, flexibel zu sein und uns auf die gravierenden Veränderungen in unserem Leben, einzustellen. Oft müssen wir jetzt lachen über diesen kleinen Kerl, er steht vor uns wie ein großer, 8 Kilogramm Gewicht, den Kopf schief gelegt….

Epilog

Nach eineinhalb Jahren können wir sagen, unsere Geduld hat Wirkung gezeigt. Die kleinen „Rückfälle“ nehmen wir mit ausgesprochener Gelassenheit hin. Da waren wir anderes gewöhnt. Übrigens, das Jampa taub ist, spielte so gut wie keine Rolle!

Unser Jampa ist nun integriert und ein fester Bestandteil unserer Familie.

Kategorien: Wissenswertes

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